Artikel über Automatisierte Ungleichheit durch Big Data und KI in der Deutschen Zeitschrift für Philosophie erschienen

Mühlhoff 2020: „Automatisierte Ungleichheit: Ethik der Künstlichen Intelligenz in der biopolitische Wende des Digitalen Kapitalismus“ Deutsche Zeitschrift für Philosophie 68(6), 2020.

In diesem neu erschienen Artikel beschreibe ich meinen Ansatz für eine Ethik der Künstlichen Intelligenz, die in engem Austausch mit Sozialphilosophie und kritischen Theorien steht, um Problemkomplexe wie Diskriminierung, soziale Selektion und Ungleichheit durch KI adressieren zu können.

Abstract: Dieses Papier führt den Begriff der „biopolitischen Wende des digitalen Kapitalismus“ ein, um den zunehmenden Einsatz von KI-Technologien im öffentlichen Sektor zu beschreiben. Da sich die Anwendungen von KI-basierter automatisierter Entscheidungsfindung derzeit vom Bereich der Beziehungen zwischen Unternehmen und Kunden (B2C, Business-to-Customer) in das Feld der Beziehungen zwischen Regierung und Bürger*innen (G2C, Government-to-Citizens) verlagern, entsteht eine neue Form des Regierens, die im Modus des algorithmischen Bevölkerungsmanagements verfährt. Darüber hinaus beschreibt das Papier die Sackgasse, in der sich die Ethik der KI gegenüber diesen größeren gesellschaftlichen und sozioökonomischen Trends befindet, und fordert eine Ethik der KI, die in Allianz mit Sozialphilosophie und politischer Philosophie besonders die aktuell drängenden Fragen der sozialen Selektion und Diskriminierung durch datenbasierte KI angeht. Als Beispiel wird das Problem der prädiktiven Analytik erörtert, um darauf hinzuweisen, dass ethische Fragen der KI keine Zukunftsmusik sind, sondern Techniken betreffen, die bereits heute flächendeckend eingesetzt werden.

Abstract EN: This paper sets out the notion of a current “biopolitical turn of digital capitalism” resulting from the increasing deployment of AI and data analytics technologies in the public sector. With applications of AI-based automated decisions currently shifting from the domain of business to customer (B2C) relations to government to citizen (G2C) relations, a new form of governance arises that operates through “algorithmic social selection”. Moreover, the paper describes how the ethics of AI is at an impasse concerning these larger societal and socioeconomic trends and calls for an ethics of AI that includes, and acts in close alliance with, social and political philosophy. As an example, the problem of Predictive Analytics is debated to make the point that data-driven AI (Machine Learning) is currently one of the main ethical challenges in the ethics of AI.

Download und bibliographische Angaben

  1. Mühlhoff, Rainer. 2020. „Automatisierte Ungleichheit: Ethik der Künstlichen Intelligenz in der biopolitische Wende des Digitalen Kapitalismus“. Deutsche Zeitschrift für Philosophie 68 (6): 867–90. doi:10.1515/dzph-2020-0059.

Datum: