Vortrag über mein Projekt „Menschengestützte Künstliche Intelligenz“ auf der GFM Jahrestagung 2019 in Köln.

Menschengestützte Künstliche Intelligenz.
Oder: Wie man große Berechnung in menschlichen Hirnen laufen lässt.
Deep Learning als medienkulturelle Revolution.

Vortrag auf der Jahrestagung des Gesellschaft für Medienwissenschaft 2019 in Köln.

Koordinaten: Samstag 28. September 2019, 11.00–11.30 Uhr (Session: 10:00–12:00 Uhr), Universität Köln, Philosophikum, Seminarraum S 91.

Schriftliche Fassung des Papers: [ZfM (open access)] [PDF (open access)] oder [Academia.edu]

Abstract: Dieser Vortrag beschäftigt sich mit der Materialität oder gerade Nicht-Materialität von Künstlicher Intelligenz: Dem radikalen Einsatz menschlicher Nutzer*innen als Prozessorhardware in gängigen Machine Learning-Anwendungen. Der Erfolg von Deep Learning hat zu einer neuen Konjunktur der künstlichen Intelligenz (KI) in zahlreichen Industrie- und Wirtschaftszweigen geführt. Entgegen der These des medienwissenschaftlichen Technikdeterminismus wurde dieser Umbruch jedoch nicht allein durch technologischen Entwicklungen (z.B. GPU processing) ausgelöst, sondern ist mit einem umfassenden medien-sozialen Strukturwandel verbunden. Dieser beruht auf der Einbindung und Ausnutzung menschlicher kognitiver Ressourcen in hybride Mensch-Maschine-Apparate, die im Ganzen jene Leistung vollbringen, die als künstliche Intelligenz bezeichnet wird. Im Zentrum jedes Deep-Learning-basierten KI-Projektes steht heute die Beschaffung eines konstanten Stroms an Trainings- oder Verifikationsdaten. Diese werden durch menschliche Mitarbeit gewonnen, für die wiederum Mensch-Maschine-Interfaces und mediale Infrastrukturen entwickelt werden, die in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hineinreichen und einen integralen Bestandteil künstlich-intelligenter Apparate bilden. Zur Analyse dieses Dispositivs der „menschengestützten KI“ werde ich vier Formen der Einbindung menschlicher kognitiver, affektiver und sozialer Ressourcen in hybride Mensch-Maschine-Rechennetzwerke anführen: Von Gamification über Tracking und soziale Medien bis zur Klickarbeit. Es zeigt sich, dass KI heute weniger die klassischen Vorstellung von Intelligenz als autonomer, souveräner und rationaler Verstandesfähigkeit einer räumlich umgrenzten Entität einlöst, sondern eine emergente, relationale und netzwerkförmige Informationsverarbeitungsleistung hybrider Mensch-Maschine-Assemblagen darstellt.

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